1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland - Shantel präsentiert Titelsong "Kids of the Diaspora" zu den anstehenden Feierlichkeiten

Aus Anlass des Festjahres „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ (<<https://2021jlid.de/>>) wurde Shantel gebeten, einen Song zu komponieren. Shantel hatte schon immer ein Ohr am Puls israelischer und - genereller - jüdischer Musikkulturen. Er war z.B. der erste deutsche Künstler, der in Israel ein Musikvideo gedreht hat, tritt seit den 90ern dort regelmäßig auf, lebte 1997 ein Jahr in Tel-Aviv und produzierte dort lokale Künstler wie Efrat Ben Zur, Zehava Ben, Balkan Beat Box und das Debut der mediterranen Surfrock-Stars Boom Pam. Shantel ist also einer der wenigen deutschen Künstler - außerhalb des Techno-Kontextes - der in Israel Relevanz hat.

 

Der Grund liegt nicht nur in Shantels südosteuropäischen Wurzeln – Teile seiner Familie stammen aus der kosmopolitischen Stadt Czernowitz (Bucovina) einer der ehemals größten jüdischen Gemeinden Südosteuropas. Der Vater seines Vaters war zum Beispiel Grieche – und davon ausgehend seine Beschäftigung mit byzantinischen Skalen und dem südosteuropäischen, mediterranen und Middle Eastern Mikrokosmos. 

Shantels Bucovina Club, ob als Festivalevent, im Club oder Theater bietet schon immer den Versprengten dieser Erde einen Hafen, in dem sie andocken können. Er formuliert gleichzeitig eine Alternative zur anglo-amerikanischen Pop-Hegemonie. Im Bucovina Club werden seit Anfang des Jahrtausends Hedonismus, Gemeinschaftsgefühl und Freiheitsdrang zelebriert und Grenzen eingerissen. Das zumeist negativ besetzte Wort Diaspora kommt aus dem Griechischen und bedeutet Verstreutheit. Ein Begriff, der auch auf geopolitische Verwerfungen verweist, auf Menschen, die aus ethnischen, politischen oder religiösen Gründen ihre Heimat verlassen müssen. Dabei entfesselt das Leben in der Diaspora auch kreative Prozesse: Du musst in der Fremde dein Leben neu erfinden und gestalten. 

Shantel besetzt den Begriff Diaspora positiv und überführt ihn in einen neuen popkulturellen Kontext: Es gibt kein Oben und Unten, keine kulturelle Minderheit – Kulturen fließen zusammen, mischen sich, ergeben etwas Neues, aufregendes. Weg vom Opferklischee hin zu einer neuen lauten Präsenz. 

Für „Kids of the Diaspora“ trommelte Shantel unter Corona-Bedingungen einen internationalen Kreis von Musikerfreunden zusammen: den Sänger Lalezas, der die gleiche alte archaische Tonleiter (Nigris) wie ein Kantor singt, die aufstrebende Spoken-Word-Poetin Smaragda, den Laouto-Spieler und Gitarristen Konstantin Fotiadis – alle aus Athen, französische Musiker seines Bucovina Club Orkestars Manel Girard (Trompete) und Alon Peylet (Posaune), die russisch-jüdische Geigerin Olga Andreeva und den bulgarischen Saxophonisten Vladimir Karparov. 

Gemeinsam formulieren sie in diesen dunklen Zeiten eine positive Utopie und ein neues Selbstverständnis: Wir sind alle Kinder der Diaspora, keine „Mehrheit“ schaut auf eine „Minderheit“ herab, wir leben, lieben und singen auf Augenhöhe!

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