MELANIE WIEGMANN & CARL CARLTON + THE GREAT BAND

Da haben sich wirklich zwei gesucht und gefunden. Auf „Glory Of Love“ machen der musikalische Global Player Carl Carlton und Sängerin Melanie Wiegmann privat und professionell gemeinsame Sache. Und ihre Neuinterpretationen von Klassikern von Leonard Cohen, Bob Dylan und The Velvet Underground sprühen nur so vor Witz, Harmonie und Passion. Wie es zu dieser Traumpaarung kam, erzählen die beiden im musix-Interview.

MELANIE WIEGMANN & CARL CARLTON + THE GREAT BAND


musix: Wieh hat alles angefangen?

Melanie Wiegmann (M): Am 11. März 2020 stieg ich in ein Flugzeug, um für vier Tage nach Gozo zu fliegen und blieb dann zehn Monate lang! Lockdown, Corona kam und Carl griff irgendwann zur Gitarre. Und so fing alles an, also verbrachten wir ein wenig Zeit ...
Carl Carlton (C): Ja, Gozo muss auch erwähnt werden. Eine kleine Insel zwischen Malta und Sizilien. Mein Zuhause seit 2009, wobei ich zugeben muss, dass ich immer gerne Zeit zu Hause verbringe. Während andere vielleicht Liegestütze machen oder ins Gym gehen, habe ich mir mit der Zeit angewöhnt, jeden Tag ein oder zwei neue Songs zu lernen, die ich sowieso schon immer lernen wollte.
M: Ja, ich habe durch Carl ganz viele neue musikalische Einflüsse und Ideen und ganz andere Musikvorstellungen bekommen.
C: Und deine Fragen haben wiederum etwas in mir getriggert.
M: Eines Morgens hat sich Carl dann die Gitarre geschnappt und gesagt: „Du singst doch auch, oder? Mach doch mal eben eine Stimme dazu“, und das war „Love Hurts".
C: Ich habe mir an diesem Morgen „Love Hurts" angehört - Gram Parsons-Version mit Emmylou Harris. Also dachte ich, och, ich habe hier doch auch jemanden im Haus, der singt. Versuchen wir den Song und dann ... ähm ...
M: Und dann haben wir den nächsten Song gemacht.
C: Ja, wir haben den nächsten Song genommen. Und wir haben wirklich nicht daran gedacht, weder einen Tonträger zu produzieren oder noch sonst irgendwas. E war reiner Spaß. 

musix Wie war es für dich, Melanie, als Sängerin in einer Band?

M: Es war natürlich erst mal ein Schock, überhaupt den Mund aufzukriegen. Wir haben den ersten Teil des Albums in Irland aufgenommen – in den Ocean View Studios und dort waren nebst Carl noch andere großartige Musiker dabei. Und dann hört man, mit wem die alle schon zusammengearbeitet haben, und dann steht man da am Mikrofon und los gehts mit der ersten Aufnahme. Und das war natürlich für mich erst mal eine ziemliche Herausforderung.
C: Was ich dabei so wunderbar fand, war, dass es für Melanie so neu war und diese Unschuld – klingt so seltsam, aber ja –, diese Frische hatte. Sie ist nicht jemand, der seit Jahren versucht, den Blues zu kopieren oder wie eine Nashville-Sängerin zu jodeln. Melanie ist bei diesem Projekt einfach so wie sie ist, nicht wahr? Wie sie diese Songs interpretiert, ist so anders. Ich bin kein Pavarotti oder auch kein Sänger von Toto, sondern auch eher wie Robert Palmer immer sagte: „You’re a great singer because you can’t sing and do it anyway.“Und diese Kombination von uns beiden … Oder dann so das erste Publikum im Freundeskreis, die sagten: „Oh, diese Kombi von euren Stimmen …
M: Hat etwas Besonderes“, ja.
C: Ja, und dann glauben wir das mal ...

musix: Wie habt ihr die Lieder ausgewählt?
C: Zusammen. 
M: Ja, aber auch durch Carls Ideen und der Tatsache, dass ich durch ihn viel neue Musik und Künstler kennengelernt habe, mit denen ich vorher nicht so vertraut war. Und dann habe ich noch meine Einflüsse ein bisschen mit eingebracht und das gefällt mir jetzt supergut.
C: Und ja, im Grunde war es auch ein Zufall von Tag zu Tag, einfach, weil wir sehr viel gehört haben. Wir hören viele Schallplatten, lesen die Cover und ich denke: Hey, Mensch, Gregg Allman hat diesen Grateful Dead-Song auch aufgenommen: „Black Muddy River“.. Oh, der geht direkt unter die Haut und passte gerade zu einer Lebenssituation. Lass den doch mal versuchen! … Oder ich erinnere mich, dass ich eines Morgens durch meine Sammlung ging und dann die Plastikbanane von Andy Warhols Velvet Underground Cover abfiel und Melanie fragte: „Was ist das denn für ein Album?" Und dann haben wir es uns angehört und da lief dieser Song „Sunday Morning" … und peng!
M: ...und Leonard Cohen, das war ein Vorschlag von mir, denn wenn, dann wollte ich schon immer einen Leonard Cohen-Song machen! „Dance Me To The End Of Love!"
C: ...und dann die Bedeutung, die Hintergrundgeschichte hat mich völlig umgehauen und so kam Schritt für Schritt unsere Songauswahl zustande.


musix: Woher kommt der Titel des Albums?
C: Wir haben dann tatsächlich in John Prine’s Werk reingehört und sind gleich irgendwie Fans geworden und wählten sofort zwei seiner Songs aus. Einer davon ist quasi der Titel des Albums. Prines Lied heißt „Glory Of true Love". Aber wir nennen das Album „Glory of Love", was gerade in der heutigen Zeit ein großartiges Bild und eine starke Bedeutung ist.

musix: Wie sagen eure Proben aus?
M: Mit Carl ist es dynamisch chaotisch. Man verabredet sich ein bisschen und sagt: „Ok, heute singen wir". Aber dann passiert einfach etwas. Das muss repariert werden und da schraubt man noch an etwas herum und plötzlich denken wir gar nicht mehr an unseren Plan. Aber dann nimmt Carl unerwartet die Gitarre in die Hand und sagt: „Zeit zu proben ..." Nun, ich würde lieber einen Plan für den Tag haben. Das ist mit Carl aber manchmal etwas schwierig.
C: … ich bin einfach ein bisschen chaotisch!
M: Sonst ist er ja unglaublich strukturiert, aber was das angeht, muss man eine große Spontaneität mitbringen, damit man immer bereit ist, zu singen!


musix : Wie habt ihr die Band zusammengestellt?

C: Im Grunde war die Idee, dass alles ganz anders sein sollte, sehr akustisch, unplugged, sozusagen. Zwei Akustikgitarren im Kopf und dann dachten wir ...
M: ... lass uns einen Bass und ein Schlagzeug hinzufügen.
C: Das Schöne ist, wenn man etwas so Grundlegendes hat, nur zwei Stimmen und eine akustische Gitarre, das löst etwas aus. Das transportiert Bilder, und wenn man dann abends mit einer Flasche Wein in der Küche sitzt mit Trevor und Wayne, so wie es angefangen hat, dann fängt man an rumzuspinnen, was man noch hinzufügen könnte. Dann sagt einer: „Oh ja, ich habe doch meinen Kontrabass hier! Der Song schreit doch danach!“ Und so hat sich das alles entwickelt. Und dann natürlich der Einfluss der Umgebung! Irland zum Beispiel, wo wir schließlich Irish Pipes, ähhh, die irischen Flöten und die Bodhran aufgenommen haben. Hier in Berlin, ich weiß noch genau, „Sunday Morning", der Velvet Underground-Song, da kam zum Beispiel dieser David Bowie-Einfluss vom „Heroes“-Album über unseren Arrangeur Yoyo Röhm ins Spiel kam. Als es dann irgendwann anfing, zu angenehm und zu perfekt zu klingen, haben wir dann versucht, es im positiven Sinne wieder anzukratzen, „kaputt" zu machen.
M: Ja, und plötzlich sagte Yoyo, ich kenne jemanden, die eine singende Säge spielt. Und dann kam Meret Becker mit ihrem Hund und ihrer Säge an.
C: Dann kamen Querflöten und ein Saxofon und ich weiß nicht, was noch. Ja, ein Sopransaxofon. Und das Schöne ist - ich komme gerade auf den Punkt - man hat dann auf Band, – ich bin ja noch Old School – diese riesige Palette von Tausenden von Instrumenten und kann dann beim Mischen anfangen, diese Bilder zu aufzubauen, sehr dynamisch! Und all diese Klangfarben! Ich fand das extrem faszinierend und am Ende ist das Weglassen der schwierigste Teil, denn jeder Teil hatte seine eigene Schönheit. Die Klangbilder sind dann erst ganz zum Schluss beim Abmischen entstanden.
Wunderbare Percussion auf dem Album, sehr ...
M: …speziell.
C: Ja, sehr speziell, ja. Ganz besonders!
M: Und teilweise in der kleinen Küche in Irland entstanden, wo Wayne sich Küchensieb und Holzlöffel gegriffen hat. Das war großartig!
C: Genau das dann in Kombi mit einem echten Schlagzeug und Besen. 

musix: Wie sieht es mit einer Tournee aus?
C: Wir sind ab dem 21. November in Deutschland unterwegs und machen so ziemlich überall Station: Berlin, Hamburg, Leipzig, Leverkusen, insgesamt 13 Shows. Jede davon wird für sich etwas ganz Besonderes. Wir freuen uns da unheimlich drauf. 
The sky is the limit!!! Ja.

GLORY OF LOVE, Take That Task Records 
21.11.-6.12.23, Shooter

21.11.23 Münster, Jovel
22.11.23 Leverkusen, Scala
24.11.23 Aurich, Stadthalle
25.11.23 Dresden, Schlachthof kl.Saal
27.11.23 Berlin, Wintergarten
28.11.23 Augsburg, Spectrum
30.11.23 Osnabrück, Rosenhof
01.12.23 Worpswede, Musichall
02.12.23 Erfurt, HsD
03.12.23 Isernhagen, Blues Garage
05.12.23 Leipzig, Kupfersaal 
06.12.23 Hamburg, Fabrik

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